Oliv Architekten

Renovation Wave - Handlungsbedarf bei Gebäudebestand

Die Renovierungswelle („Renovation Wave“) ist die europaweite Strategie, um den Gebäudebestand für die Anforderungen der Zukunft umzurüsten und damit die darin gebundene Energie zu erhalten. Die EU-Kommission hat im Klimazielplan 2030 vorgeschlagen, die Treibhausgasemissionen bis zu diesem Zeitpunkt um mindestens 55 % (im Vergleich zu 1990) zu senken. Der Gebäudesektor verbraucht ca. 40 % des Gesamtenergiebedarfs in der EU, es besteht großes Einsparpotential und somit dringender Handlungsbedarf. Über 85 % des Gebäudebestands in Europa sind älter als 20 Jahre und sollen zukunftsfähig, umweltfreundlicher und digitaler werden. Die Verlängerung des Lebenszyklus der Gebäude und die Senkung ihres Energieverbrauchs sind ein unverzichtbarer Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele. Revitalisierungen leisten einen Beitrag zum ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt. Aus umweltbewusster Sicht ist die Renovierung von Bestandsgebäuden die ressourcenschonendste Art des Bauens. Die graue Energie wird erhalten und die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft können unmittelbar angewendet werden. Der Bestand funktioniert als Rohstofflager für das Re- und Upcycling von Baustoffen. Der Flächenverbrauch geht im Gegensatz zu Neubauten auf unbebauten Flächen gegen null. Nachverdichtung durch Aufstockungen und Ergänzungen nutzen die bereits versiegelte Fläche im Stadtraum effizienter. Die ganzheitliche Revitalisierung bedeutet nicht nur eine energetische Renovierung der Bausubstanz, sondern auch eine Wiederbelebung in sozialer und städtebaulicher Hinsicht. Das Gebäude wird dem Wohlbefinden der Nutzer zuträglicher und findet sich neu und besser vernetzt in das Stadtgefüge ein. Die Transformation eines Bestandsgebäudes in ein zukunftsfähiges Green Building ist komplex und erfordert einen hohen Planungsaufwand mit großem Expertenwissen auf allen Seiten. Von Investitionen in Innovationen profitieren sowohl Bauherren als auch Planer und geben wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung.

Die EU-Kommission hat in einer Mitteilung sieben zentrale Grundsätze für die Gebäuderenovierung 2030 bis 2050 formuliert :

1 Energieeffizienz an erster Stelle
2 Bezahlbarkeit
3 Dekarbonisierung und Integration erneuerbarer Energien
4 Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus und der Kreislaufwirtschaft
5 Erfüllung anspruchsvoller Gesundheits- und Umweltschutznormen
6 Bewältigung der doppelten Herausforderungen des ökologischen und des digitalen Wandels
7 Berücksichtigung von Ästhetik und architektonischer Qualität

Aktuell werden nur 0,2 % der bestehenden Immobilien energetisch saniert, um den Energieverbrauch um bis zu 60 % zu senken. In Anbetracht der großen Zahl der gewerblichen genutzten Immobilien, welche beim Energieverbrauch nicht mit den Klimazielen im Einklang sind, rollt eine Renovierungswelle auf Eigentümer und Architekten zu. Aus klimapolitischer und wirtschaftlicher Sicht gilt es zu vermeiden, dass immer mehr Bestandsgebäude dem erforderlichen Klimapfad nicht folgen können und zu sogenannten „Stranded Assets“ werden. Als nächste große Herausforderung steht die Steigerung der Revitalisierungsquote an, damit unsere gebaute Umwelt den Anforderungen der Ökologie und der Gesellschaft gewachsen ist. Diese komplexe Aufgabe erfordert große Erfahrung der Architekten, da jedes Gebäude eine umfassende Untersuchung und eine maßgeschneiderte architektonisches Vision erfordert. Die Betrachtung von Gestalt, Standort und zukünftiger Nutzung sind die Grundlagen, um aus dem Gebäudebestand Innovation zu schaffen. Mit dem finanziellen und ideellen Spielraum der Bauherrenschaft wird die Renovierungswelle Fahrt aufnehmen.

Quelle: Mitteilung der Europäischen Kommision